Westneuguinea – Eine Reise Ins Unberührte

Ein Paar Worte Zu Westneuguinea

Westneuguinea oder Westpapua ist die Westhälfte der Insel Neuguinea, welche dem Kontinent Australien zugehörig ist. Westneuguinea ist Teil der Republik Indonesien, während der östliche Teil als Papua-Neuginea einen eigenen Staat bildet.

Es gibt rund 3 Mio. Einwohner, die wiederum rund 260 (!) verschiedene Sprachen und Idiome pflegen. Den Lebensstil der Region könnte man wohl am besten mit ‚back to the roots‘ beschreiben. Im Westen ernährt sich ein Grossteil der Bevölkerung vom Jagen und Sammeln.

Dementsprechend ist eine Reise in diese Region relativ lange und bestimmt voller Abenteuer und Erlebnissen.

west papua

Alexander Palacios Stellt Sich Vor

Alexander, Du hast eine beeindruckende Reise nach Westneuguinea hinter Dir. Erzähl uns erst mal was über Dich.

Seit 2005 lebe ich in der Schweiz, davon 11 Jahre im Basler Raum und seit einem Jahr in Zürich.

Hauptberuflich bin ich Fotokünstler im Bereich Modefotografie. Unter anderem habe ich für verschiedene Magazine und kommerzielle Firmen gearbeitet. Auch arbeite ich in der Portrait Fotografie.

2010 gewann ich den Hasselblad Junior Contest in der Schweiz, meine Prints werden Weltweit verkauft. Auf Versteigerungen wie z.B im Hotel Dolder erreichten meine Arbeiten Preise bis zu 15’000 CHF.

Welche Bildsprache pflegst Du?

Im Bereich der Kulturfotografie, beschreiben meine Bilder, echte und unberührte Welten. Unter anderem sind es Kollagen, so wie ich die Dinge sehe und über meine Sinne aufnehme.

Wie genau laufen solche Projekte ab?

Durch mein häufiges Reisen und Entdecken von Welten entstehen neue Projekte. Diese Inspirationen, verbunden mit meiner Fotografie, sind das Fundament meiner Ausstellungen.

Da das Leben ausserhalb Europas oder der westlichen zivilisierten Welt ganz anders läuft, muss man hier eine hohe Flexibilität an den Tag legen. Wichtig ist, sich auf die eigenen Qualitäten zu verlassen, mit einem grösseren Ziel: Interessantes und Neues zu sehen, zu entdecken und dies mit nach Hause zu bringen. Die Menschen zu inspirieren und auf Anfrage sind diese Bilder käuflich.

Eine Erlebnisreise Durch Westneuguinea

Warum Westneuguinea?

Die Familie eines Freundes besitzt ein Unternehmen (http://www.papua-indonesia.com), sie bieten seit eh und je Reisen in verschiedene Ecken von Papua an. Das Baliem Valley ist noch einigermassen unberührt und birgt dementsprechend grosse Abenteuer. Also zogen wir los, um diese wunderschöne Region zu erforschen und die Urvölker zu entdecken.

Was waren die Herausforderungen?

Die grössten Bedenken hatte ich aufgrund des riskanten Fluges.

Das Baliem Valley und der Flughafen liegt auf ca. 1600m über Meer, umgeben von Bergen. Der Flughafen kann nur per Sicht angeflogen werden. Aufgrund kurzfristiger Nebelbildung stürzen des öfteren Flugzeuge ab.

Es gab zwei Abstürze innerhalb ca. 10 Tagen vor unserer Ankunft. Die Airline ‚Trigana‘, mit der man von Jayapura nach Wamena fliegt, gehört zu den gefährlichsten Airlines der Welt. Aber meine Neugierde und das Interesse an anderen Kulturen und Geschichten war und ist stärker.

west papua neuguinea

Wie sieht es mit den kulturellen Unterschieden aus?

Schon als Kind habe ich immer zwischen verschiedenen Welten gelebt, als Sohn von einem Peruaner und einer deutschen Mutter. Oft war es schwer, aufgrund der Hautfarbe unterschiedlich behandelt zu werden. Jetzt allerdings freue ich mich sehr, weil ich in verschiedenen Welten doch sehr unauffällig umherwandeln kann.

In Wamena jeoch, fällt man auf, es gibt dort kaum Europäer. Die Bewohner in Westneuguinea ähneln optisch den bekannten Aborigine aus Australien.

Bei einer Fahrt in die Stadt Wamena schauen einem die Leute wie ein Zootier an. Lächelt man die Menschen jedoch an oder winkt ihnen zu, haben sie solch eine warmherzige Ausstrahlung und freuen sich mit Dir. Es gibt wenige Berührungsängste, was ich vor allem auf der Trekkingtour feststellte.

Was waren Deine grössten Abenteuer in Westneuguinea?

Man schläft in Hütten auf Stroh, mittendrin ein Lagerfeuer. Du brauchst das Feuer, damit die Ratten nicht kommen. Feuer und Stroh zugleich ist echt gewöhnungsbedürftig. Einmal stellte einer unserer Träger netterweise eine Kerze zum Lichtspenden mitten ins Stroh, während wir schliefen.

Für die Menschen ist es normal, im Rauch zu schlafen, weil sie sich damit warm halten. Das führt zu Problemen mit den Bronchien, für jung wie alt. Die Lebenserwartung ist ca 60 Jahre.

Auch sehr interessant für mich zu sehen ist, dass die Männer haben top durchtrainierte Körper. Durch die Sonne und den Rauch, sehen die Männer meist 20 Jahre älter aus als sie sind. Medizin und Telefone, geschweige denn Internet, gibt es nicht. Wenn ein Feuer ausbricht oder sich ein Felssturz in der Schlucht ereignet, ist man auf sich allein gestellt.

Hattest Du auch mal Angst?

Ja, als wir eine Brücke überqueren mussten. Einheimische rieten uns davon ab, darüber zu gehen. Die Brücke war aufgrund des aufgeweichten Bodens und dem morschen Holz auf Schräglage. Viele Bretter waren kaputt und wir mussten uns entscheiden, ob wir das riskieren wollten. Die andere Option war ein 36-stündiger Umweg. Also schmiedeten wir uns einen Plan, wie wir unfallfrei die Brücke überqueren konnten.

Das Wasser peitschte gegen die Steine, man verstand seine Kollegen kaum. Es gab nur ein Stahlseil zwischen Dir und den reissenden Fluten. Ich versuchte, mich zu beruhigen und vorsichtig die Brücke zu überqueren.

Das sind alles Erfahrungen, die wir in unserer zivilisierten Welt nicht mehr machen müssen. Wenn ich dann zwischen Welten pendle und höre, über was sich so manch einer beklagt, wirken diese Probleme alle ein bisschen fremd.

Was ist Deine Motivation?

Für mich gibt es nicht nur das streben nach ‚höher‘, ’schneller‘ und ‚weiter‘ in unserer Kultur. Das Leben bietet mehr. Ich hoffe, Leute damit zu motivieren, etwas für das Bewusstsein zu tun.

Welche Weisheit möchtest Du uns mit auf den Weg geben?

Im Baliem Valley haben wir die Danis besucht. Sie haben für uns ein Schweinefest gemacht. Wir konnten Teil der Kultur werden und somit eines ihrer höchsten Feste miterleben. Wir wurden Teil der Familie. Obwohl es schwierig zu sehen war wie ein Tier getötet wird, konnte ich feststellen dass die Menschen sehr respektvoll mit den Tieren und der Natur umgehen.

Viele sagen, sie würden auch gerne solche Abenteuer erleben. Dazu sage ich: ihr habt jeden Tag die Möglichkeit, Eure Ängste los zu werden. Veränderung bedeutet Fortschritt.

Du verkaufst auch Deine Bilder…

Ja, ich bewege dazu, stets neue Interessenten und Investoren zu finden, die an Kunstwerken von mir interessiert sind. Das erlaubt mir, stets neue Geschichten zu erzählen und inspirierende Bilder zu zeigen.

Definiere einen Gentleman.

Ein Gentleman spricht weniger und handelt mehr.

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September 16, 2017/0 Kommentare/von Ralph Widmer