Mit Dem Ferrari Kombi Auf Schnee und Eis
Saalfelden, 20. Februar 2019. Nach der malerischen 5-Stunden Fahrt nach Österreich, einer gemütlichen Nacht und einem herzhaften Frühstück mit doppeltem Schuss Kaffee, war ich bereit für einen Tag an der frischen Luft als Fahrer des GTC4Lusso – dem neuen Ferrari Kombi – auf Eis und Schnee.
Ein 4-Sitzer Ferrari Kombi?
Ferrari ist bekannt für seine zweisitzigen Sportwagen, aber seine viersitzige Geschichte reicht weiter zurück, als man sich vielleicht denkt. Der 250GT/E war der erste Ferrari in Großserie, der bereits in den frühen 1960er Jahren in der 2+2-Konfiguration eingesetzt wurde. Obwohl es bisher eine stetige Abfolge von 2+2 Autos aus Maranello gab, haben diese Autos erst kürzlich einen Allradantrieb eingeführt.
Ferrari FF vs. GTC4lusso
Wir sind den GTC4Lusso schon einmal gefahren, aber es lohnt sich, auf einige der Feinheiten einzugehen. Dieser Ferrari Kombi ist der Nachfolger des etwas polarisierenden FF; der „4-sitzige Ferrari“ wurde gelegentlich wegen seiner untypischen Form und seines Brandings „The Breadvan“ genannt. Der FF wird oft als der erste Allrad-Ferrari betrachtet, und das ist er auch wirklich. Obwohl es den 408 4RM in den späten 80er Jahren gab, ist der FF wohl das erste echte AWD-Modell, das den Mainstream erreichte. Der FF ist ein Auto mit echter Straßenpräsenz, sieht aber wirklich wie ein Prototyp für den GTC4Lusso aus, der, wie zu erwarten, ein raffinierteres Fahrzeug ist.
Was bedeutet der Begriff GTC4Lusso?
Der Name GTC4Lusso bedeutet -‚GTC‘ für’Gran Turismo Coupé‘, und mir wurde gesagt, dass die „4“ sich auf die 4 Sitze bezieht. Dieser luxuriöse italienische Sportwagen (Lusso bedeutet Luxus) ist ein so genannter ‚Shooting Brake‘, d.h. ein Coupé mit Heckklappe, obwohl er wirklich eher einen „Fastback“ mit einer Atmosphäre der 60er Jahre hat.
Die Designunterschiede
Der neue Ferrari Kombi hat eine einzigartige Präsenz, egal von wo aus man auf dieses großartige Chassis blickt. Das Äußere ist wunderschön verarbeitet, und auch im Innern wurde einiges verbessert. Die Rückleuchten sehen denjenigen des 456 sehr ähnlich und erinnern mich ein bisschen an das 355er Plakat.
Der GTC4Lusso ist 15 mm länger als der FF und es gibt genügend Bein- und Kopffreiheit für meine 1,90 m Grösse. Es gibt genug Platz hinten und es ist genug bequem um für eine längere Fahrt zu verweilen, wobei die Beinfreiheit ein klein bisschen leidet. Das Panorama-Glasdach vereint sich mit der umgebenden Landschaft theatralisch. Das Leder fühlt sich sehr geschmeidig an, generell ist das Interieur gut ausgestattet, selbstverständlich ist der GTC4Lusso mit Touchscreen ausgestattet. Die Bedienung ist relativ reaktionsschnell und typisch Ferrari ein wenig kompliziert. Ein kleines Detail: Dem Fahrgast werden RMP und Geschwindigkeit auf der Beifahrerseite angezeigt.
Unsere Fahrt
Einmal ans Steuer gesessen, schrumpft das Auto um mich herum. Der GTC4Lusso ist ein 4-Sitzer, jedoch fühlt sich dieser Ferrari Kombi eher wie ein Gokart an, wenn er richtig eingestellt ist. Die Mittelkonsole ist schön hoch und deckt das etwas einzigartige Transaxle-System ab; die Sitze und das Lenkrad können dabei perfekt positioniert werden.
Das Lenkrad ist eine Spur kleiner als ich anfangs erwartet hatte, es stellt sich jedoch heraus, dass es sich fürs Fahren perfekt anfühlt. Die Zifferblätter und Drehregler brauchen eine Sekunde um zu starten, aber alles funktioniert in selbsterklärender Harmonie. Die Schaltwippen sind riesig, aus Metall und an der Säule montiert, so dass man immer weiss, wo sie sich befinden.
Mit dem „Manettino“ am Lenkrad kann der Fahrer zwischen „Eis; Nässe; Komfort; Sport; ESP aus“ wählen was sich wiederum auf Fahrwerkseinstellungen oder Gasannahme auswirkt. Das Auto verwandelt sich wirklich mit jeder Einstellung um mich herum.
Der Ferrari Kombi verfügt über einen Allradantrieb (4RM EVO) und eine Vierradlenkung (4WS). Es gibt auch Magnaride adaptive Federung, und adaptive Geschwindigkeitsregelung – Ferrari hat dieses Auto zu dem Typ von Fahrzeug gemacht, den Du quer durch Europa – vielleicht nach Monaco – fahren, danach auf die Rennstrecke gehst und am Schluss die Kinder in der Schule abholst.
Ein V12 unter der Haube
Der schöne, grosse Rote Knopf dient dem Start dieses harmonisch klingenden V12. Der Motor brüllt und man weiß, dass etwas Besonderes passiert. Sollte man noch geniessen, denn V12 werden immer seltener.
Der Motor, der den Ferrari GTC4Lusso antreibt, ist ein 6-Liter-V12-Saugmotor, der 690 PS und 697 Nm Drehmoment erzeugt (80% bei 1750 U/min verfügbar). Im Trockenen werden 0-100 km/h in nur 3,4 Sekunden erreicht.
Wie es sich anfühlt, den Ferrari Kombi zu fahren?
Bevor wir zur den Ferrari Kombi auf Eis und Schnee fuhren, gingen wir auf die Straße um ein Gefühl für das Auto zu bekommen. Die 1m Schneewände auf beiden Seiten zeigen wie breit der GTC4Lusso eigentlich ist. Die Auto-Gangschaltung ist hervorragend leicht und ich habe völlig vergessen, dass es sich um ein Doppelkupplungssystem handelt. Durch das Wechseln der Modi erhält man beim GTC4Lusso ein ganz anderes Auto. Da ich gerne die Kontrolle habe, wechselte ich früh auf manuelle Schaltung und war erstaunt wie schnell und fliessend die Gänge hoch und runter gejagt werden können. Oh ja, und das Auto klingt absolut phänomenal mit weit geöffneter Drosselklappe.
Der GTC4Lusso ist nur WOW!
Im „Schnee“-Modus geht es weiter auf die Eisbahn. Der Ferrari Kombi ist beeindruckend auf der Straße, aber meine Güte, dieser ~1800kg Ferrari fühlt sich auf Schnee und Eis grossartig an! Ferrari hat mit diesem Antriebsstrang ein Meisterwerk vollbracht.
Wir fuhren ein paar Runden auf der Strecke, um uns zu orientieren und zu spüren, wie sich das Auto auf Eis fährt. Wir führten aufeinanderfolgende Runden um den Driftkreis in verschiedenen Modi durch: „Nass“ erlaubt das kleinste bisschen Ausbrechen des Hecks. Der Wechsel in „Komfort“ verändert die Situation komplett, jetzt kann sich das Heck nur noch ein wenig mehr drehen. Im „Sport“ wird es wirklich ein bisschen verrückt – jetzt fühlst du dich wie ein Rallyefahrer, immer noch mit vollem Vertrauen darauf, dass die Vorderräder dorthin gelangen, wohin du sie führst. Einmal das „ESP off“ ausgewählt, zeigt sich wirklich, wer fahren kann.
Das Ende unserer Reise
Nach einem hervorragenden Mittagessen waren wir wieder draußen. Die Nachmittagsaktivität war die Handlingstrecke, die einfach hervorragend war. Inzwischen war ich sehr vertraut mit dem Auto und seinem Handling, und das Auto mit meinen Fähigkeiten. Ein unvergessliches Erlebnis, das Auto wie einen Gokart durch die Kurven zu steuern, Schnee hinter mir mit der Kraft von 690 Pferden…. alles mit einem V12, der nach 8000 U/min schreit als gäbe es kein Morgen.
Schließlich hatten wir das Vergnügen die letzte Runde durch einen DTM- und GT3-Rennfahrer mit einem GTC4Lusso mit Spikereifen zu absolvieren. 200 Spikes pro Reifen, 3mm lang. Und ja, ich bin sprachlos: Er fuhr das Auto mit mehr Geschicklichkeit und Präzision, als ich es nach einem Tag üben im Trockenen schaffen würde. Wie die Gesetze der Physik so gebogen werden können ist erstaunlich.
Kurve für Kurve auf Eis zu treiben war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ferrari hat mit dem GTC4Lusso etwas ganz Besonderes geschaffen.
Fotos: Lennen Descamps #LNNNNN
Martin Irwin, Februar 2019
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FERRARI Kombi (GTC4LUSSO)
Motor: 6.262ccm V12
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb
Leistung (PS): 690 bei 8.000 U/min.
Drehmoment (lb ft): 508@5,750rpm
0-62mph: 3,4sec.
Höchstgeschwindigkeit: 208mph
Gewicht: 1.920 kg (Leergewicht mit „Leichtgewichtsoptionen“)
MPG: 18,5 (NEFZ kombiniert)
CO2: 350g/km
Preise: GTC4Lusso: 309’209’209 CHF (inkl.)
GTC4Lusso + ADAS : 312’360 CHF (inkl.)
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